Ursberg/Krumbad (pba). Der Bekennerbischof und Nazi-Gegner Joannes Baptista Sproll (1870-1949) ist nach den Worten des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann „bis heute – besser gesagt: gerade heute – ein Vorbild – nicht nur für uns Christen, sondern für jeden aufrechten Bürger und Demokraten“.
In einer Ansprache nach dem Gedenkgottesdienst am Freitag, 21. Mai, im Kloster Ursberg für den von den Nazis vertriebenen Rottenburger Oberhirten sagte Ministerpräsident Kretschmann, Sproll habe schon sehr bald nach Hitlers Machtergreifung die Entscheidung getroffen, den Rassenwahn der Nazis klar und deutlich anzuprangern und die nationalsozialistische Religionsfeindlichkeit in aller Öffentlichkeit zu kritisieren. „Sproll hatte den Mut, sich offensiv dem Konflikt mit dem Regime zu stellen.“ Der Gottesdienst, den die Bischöfe Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart) und Dr. Bertram Meier (Augsburg) feierten, fand im Kloster Ursberg statt, dem Mutterhaus der Schwestern der St. Josefskongregation. Diese hatten dem Rottenburger Oberhirten im nahe gelegenen Krumbad zwischen 1941 und 1945 Zuflucht gewährt.
In der Predigt sagte Bischof Bertram, Sproll habe „klar und unmissverständlich - schwäbisch ‚gradraus‘“ gesagt, was Sache war. „Er ließ nicht andere vorausgehen, sondern holte sich – und das nicht nur im übertragenen Sinn – selbst einen blutigen Kopf. Sproll stand für den Glauben ein, für die Würde und das Lebensrecht jedes Menschen, ohne Wenn und Aber.“ Sprolls Lebensbotschaft, seine Bedeutung für die heutige Zeit bestehe darin, in der Standhaftigkeit nachgeahmt zu werden.
Mit Blick auf seinen Einsatz für den Frieden, das Benennen von Unrecht und seinen Aufruf und sein Eintreten für Versöhnung nach dem Ende des Krieges appellierte der Bischof an die Christen, heute mehr Profil zu zeigen: „Wie zeigt sich unser Einsatz für den Frieden? Wo machen wir faule Kompromisse? Was bedeutet uns Integration und soziale Gerechtigkeit zwischen Einheimischen und Geflüchteten, zwischen Christen, Angehörigen anderer Religionen und Religionslosen?“ Was oft als „Alternative für Deutschland“ präsentiert werde, führe „eher zu Isolation und Abgrenzung, zu Spannung und Spaltung. Das ist der Weg der Kirche nicht“, sagte Bischof Bertram.
Laut Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der neben der bayerischen Staatsministerin Melanie Huml und weiteren Vertretern aus Politik, Kirche und Gesellschaft an dem Gottesdienst teilnahm, brauche es Menschen wie Sproll, „mit wachem politischem Geist, die sich leidenschaftlich für unsere Ordnung einsetzen, die sie gegen die neuen Feinde der offenen Gesellschaft verteidigen. Selbst wenn sie dadurch Hass und Anfeindungen ausgesetzt sind.“
Die bayerische Staatsministerin Melanie Huml lenkte in ihrem Grußwort den Blick auch auf die schwachen Momente im Leben, die sicher auch Bischof Sproll im Exil gehabt habe und die alle Menschen aus dem Alltag kennen. „Und dennoch gibt es für uns als Christen immer dieses ‚Trotzdem‘. Trotzdem nicht die Hoffnung verlieren, trotzdem weitermachen, sich trotzdem – wie Bischof Sproll – zu dem bekennen, was uns wichtig ist.“ Gerade der Glaube gebe dafür die Kraft und die Stärke. Bischof Sprolls Wahlspruch „Fortiter in fide“ bedeute für sie als Christin „daher nicht nur eine Stärke im Glauben, sondern gerade auch eine Stärke durch den Glauben“.
Zum Abschluss des Gottesdienstes überreichte Generaloberin Sr. M. Katharina Wildenauer Bischof Fürst ein Brustkreuz von Bischof Sproll. Im Anschluss daran segnete der Rottenburger Bischof im Heilbad Krumbad eine Gedenktafel, die an den Aufenthalt Sprolls sowie an einen weiteren Glaubenszeugen und Nazi-Gegner dort erinnert: den aus Stuttgart stammenden Pater Rupert Mayer. Die von dem Unterallgäuer Künstler Franz Höchstötter geschaffene Tafel aus Aluminium zeigt die Reliefs dieser beiden „im Glauben mutigen“ Männer.