Wiedereröffnung des Kalvarienberges in Wettenhausen

"Den wahren Freund erkennt man in der Not"

23.03.2024

Zwei Jahre ist es her, dass Unbekannte mutwillig den Kreuzweg auf dem Kalvarienberg in Wettenhausen im Landkreis Günzburg zerstörten und einen Schaden von mehreren hunderttausend Euro verursachten. Die allgemeine und tiefgehende Bestürzung wandelte sich schnell in pure Schaffenskraft. Am Samstag vor Palmsonntag konnte der renovierte Gebetsweg von Bischof Dr. Bertram Meier gesegnet und feierlich wiedereröffnet werden.

Der Kalvarienberg in der Pfarreiengemeinschaft Kammeltal zählt zu den bedeutendsten Andachtsorten in der Region Günzburg. Für zahlreiche Menschen ist er ein wichtiges Ziel und ein spiritueller Kraftort. Umso größer war die Bestürzung, als im März 2022 Täter einen enormen Sachschaden anrichteten. Die umgestürzten Figuren, die zerbrochenen Glasfenster und die herausgerissenen Zäune sorgten auch für eine tiefe seelische Erschütterung.

Dass die bis heute nicht identifizierten Personen gezielt vorgingen zeigten unter anderem die Schäden an einer Marienfigur, die mit einem spitzen Gegenstand im Bereich des Herzens durchstochen worden war. In der Abendmahlskapelle wurden den Aposteln die Köpfe abgerissen. Bereits zuvor waren zwei Mal Objekte auf dem Kalvarienberg beschädigt worden.

Bei einer Andacht hatte Bischof Dr. Bertram Meier damals dazu aufgerufen, sich antireligiösen Bestrebungen in der Gesellschaft entgegenzustellen und sich auch offen zum Glauben zu bekennen. Die Anwesenden forderte er auf „Flagge zu zeigen“ und die Verletzung religiöser Gefühle nicht einfach so hinzunehmen.

Zur Wiedereröffnung reiste der Bischof erneut ins Kammeltal und segnete den Kreuzweg, dankte aber gleichzeitig auch allen Helfern und Spendern für ihre gewaltige Arbeit.

Weihwasserbesprengung

Mit Weihwasser segnete der Bischof den Kalvarienberg und übergab ihn der Gemeinde.

In seiner vorangehenden Predigt ging Bischof Bertram auf die Freundschaft mit Jesus ein. Er betonte, dass „die Nähe, das Verständnis, die Güte und Nähe, die Menschen einander schenken, uns die Nähe dessen spüren und erfahren lassen können, der uns annimmt und aufrichtet“. Was für Jesus Freundschaft bedeutet habe, ließe sich am Kreuz erkennen. Er habe nämlich keinen Bogen um unser Elend, unsere Angst, unsere Armseligkeit und Sterblichkeit gemacht. Am Kreuz sei Jesus uns vorangegangen und habe uns durch sein Sterben die letzte Einsamkeit genommen, sein Herz für uns alle geöffnet. Konkret sagte er: „Jesus ist für uns gestorben, damit wir im kleinen und im großen Sterben des Alltags nicht allein bleiben.“ Er sei für uns gestorben, „damit unser Leben miteinander die Tiefe des göttlichen Lebens gewinnt; damit wir erkennen, wo Freundschaft und Liebe ihr göttliches Maß und Ziel haben“. Außerdem könnten die Gläubigen auch beim Ablaufen des Kreuzweges auf wahre Freunde Jesu stoßen, die selbst in den letzten Momenten im irdischen Leben Jesu nicht Reißaus genommen hätten.

Umrahmt wurde die Feier vom örtlichen Musik- und Gesangsverein. Im Anschluss an die Feier segnete der Bischof auch das neurenovierte spätgotische Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes in der Pfarrkirche.

Zur Geschichte des Kalvarienberges

Das Gnadenbild in der Pfarrkirche.

Auch das renovierte Gnadenbild in der ehemaligen Klosterkirche Mariä Himmelfahrt erhielt den Segen des Bischofs.

Seit 1725 steht an der Spitze des ehemaligen Burgberges ein Kreuz, zu dem bald viele Menschen Wallfahrten unternahmen. Aber erst ab 1850 plante man eine größere Anlage, die schließlich auch einen Kreuzweg umfasste. Seit 1884 wird der Berg von der Kalvarienbergstiftung verwaltet. Pilger können noch heute verschiedene Geschehnisse aus dem Leben Jesu nachempfinden: darunter die Geburt Christi, die Flucht nach Ägypten, das letzte Abendmahl, das Gebet am Ölberg und die 14 Kreuzwegstationen. Gleichzeitig existieren auch noch nachösterliche Szenen wie der Emmausgang und die Himmelfahrt Christi.