Pobenhausen (pba). „Ein Leben aus Liebe und ein Weg nicht der großen Taten, sondern des Vertrauens und der Hingabe an Gott, ohne dabei weltabgewandt zu sein“ – mit diesen Worten würdigte Bischof Dr. Bertram Meier den Werdegang der Heiligen Thérèse von Lisieux im Rahmen eines Pontifikalgottesdienstes an diesem Sonntag auf dem Kalvarienberg in Pobenhausen. Anlass war das feierliche Doppeljubiläum: 200 Jahre Weihe der Wallfahrtskirche und 100 Jahre Heiligsprechung der „kleinen Thérèse“.
Vor zahlreichen Gläubigen verband Bischof Bertram die Spiritualität der Heiligen mit einer zeitgemäßen Botschaft: Glaube trägt – gerade in Zeiten von Zweifel, Orientierungslosigkeit und gesellschaftlichem Wandel. In seiner Predigt zeigte der Bischof, wie das stille, glaubensstarke Leben der hl. Thérèse von Lisieux bis heute Orientierung geben kann. Trotz innerer Krisen und schwerer Krankheit fand sie Hoffnung und Freude in der tiefen Liebe Gottes – eine Haltung, die sie in ihrem „kleinen Weg“ der geistlichen Kindschaft festhielt. „Wie das auch konkret imAlltag gelebt werden kann“, so der Bischof, „ist ein Schatz für unsere Zeit.“
Der Kalvarienberg sei ein besonderer Ort im Bistum, betonte der Bischof, zu dem Menschen jeden Alters seit Jahrhunderten mit ihren Sorgen und Verwundungen kämen, „um im Blick auf den Leidensweg unseres Herrn Kraft und Trost zu erlangen, weil sie erkennen können, dass unser Gott ein Gott des Mitleids ist, der sehr genau weiß, was uns belastet, und der uns jeden Tag mit dem Geist seiner Liebe begleitet.“
Anhand der biblischen Lesungen des vierten Sonntags der Osterzeit entfaltete Bischof Bertram drei zentrale Gedanken:
Aufbruch – Der christliche Glaube beginnt mit einem persönlichen Aufbruch, einem Hören auf Gottes Stimme. So wie Paulus und Barnabas mutig das Evangelium verkündeten, rufe auch heute der Glaube dazu auf, hinauszugehen – gerade in einer Welt, die dem Glauben oft mit Skepsis begegnet. „Lassen wir uns nicht herunterziehen von der Erfahrung leerer werdender Kirchen“, mahnte der Bischof. „Suchen wir die Menschen dort auf, wo sie sind.“ Vorbild bis heute sei die Heilige Thérèse von Lisieux: Sie wählte ein „Leben aus Liebe“, wie sie in ihrem Gedicht Nr. 17 schreibt, und einen Weg nicht der großen Taten, sondern des Vertrauens und der Hingabe an Gott, ohne dabei weltabgewandt zu sein.
Fürsorge – Jesus, der gute Hirte, begleitet, schützt und kennt seine Schafe. Bischof Bertram wurde hier ganz konkret: „Solange wir uns als Christinnen und Christen also mit aller Kraft bemühen, dem Herrn zu folgen, indem wir jeden Tag versuchen, seine Stimme im Gebet zu hören und ihm selbst an verschiedenen Stellen des Alltags zu begegnen, dürfen wir sicher sein, dass er uns führen wird.“ Dieser Auftrag gelte für alle: als sorgende Eltern, aufmerksame Freunde, verlässliche Kollegen. Besonders betonte der Bischof, wie wichtig es sei, Menschen am Rand der Gesellschaft nicht zu übersehen: „Gehen wir ihnen nach! Lassen wir sie nicht allein!“
Heimkehr – Schließlich sprach Bischof Bertram über das Ziel des Lebens: die Rückkehr zu Gott. Auch Thérèse habe in Zeiten tiefster Dunkelheit an dieser Hoffnung festgehalten. In ihrer Krankheit sei sie an den Rand ihrer Kraft gekommen – und habe dennoch nie aufgehört, auf Gottes Nähe zu vertrauen. „Darum will ich speziell in diesem Heiligen Jahr uns alle ermutigen, Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung zu sein.“
Die Predigt schloss der Bischof mit folgendem Gebet zur Heiligen Thérèse, in dem er sie um ihre Fürsprache bat:
„Liebe heilige kleine Therese,
die Kirche ist darauf angewiesen,
dass die Farbe, der Duft und die Freude des Evangeliums in ihr erstrahlen.
Schick uns deine Rosen!
Hilf uns, so wie du es getan hast,
stets auf die große Liebe zu vertrauen,
die Gott für uns hegt,
auf dass wir jeden Tag
deinen kleinen Weg der Heiligkeit nachahmen können.
Amen.“
Vollkommener Ablass im Jubiläumsjahr
Bischof Bertram verkündete den Gläubigen außerdem, dass jeder „Christgläubige“ in „frommer Gesinnung“ für das Jubiläumsjahr (1. Mai 2025 bis 1. Mai 2026) in der Kirche „Mariä Schmerzen“ einen vollkommenen Ablass erlangen kann.
Dazu sollen folgende Bedingungen eingehalten werden:
- sakramentale Beichte
- eucharistische Kommunion
- Gebet nach der Meinung des Heiligen Vaters
Zudem ist der Besuch des Gottesdienstes oder das Verweilen zum persönlichen Gebet in der Wallfahrtskirche erforderlich. Anschließend sollen das „Glaubensbekenntnis“, das „Vater unser“ und das „Gegrüßet seist du, Maria“ gebetet werden. Der Empfang dieses vollkommenen Ablasses (der auch fürbittweise Verstorbenen zugewendet werden kann) ist einmal pro Monat möglich. Werden nicht alle Bedingungen erfüllt, können die Christgläubigen einen Teilablass gewinnen.
Hier finden Sie das Dekret zum Jubiläumsablass:
Die deutsche Übersetzung des Dekretes zum vollkommenen Ablass lautet:
Hintergrundinformationen:
Die Wallfahrtskirche „Mariä Schmerzen“ auf dem Kalvarienberg in Pobenhausen wurde in ihrer heutigen Form im Jahr 1825 geweiht. Seither ist sie ein bedeutender Wallfahrtsort im Bistum Augsburg.
Thérèse von Lisieux wurde 1925 heiliggesprochen. Ihr „kleiner Weg“ prägt bis heute die Spiritualität zahlreicher Christinnen und Christen weltweit. Sie ist Patronin der „Little Flower Congregation der hl. Theresia vom Kinde Jesu“, die auf dem Kalvarienberg in Pobenhausen eine Niederlassung hat.
Lesen Sie hier die Predigt im Wortlaut: