Unter das Immaterielle Kulturerbe Bayerns fallen von nun an auch vier Knabenchöre: Neben den Augsburger Domsingknaben wurden auch die Regensburger Domspatzen, der Tölzer Knabenchor und der Windsbacher Knabenchor nach Entscheid durch den Bayerischen Ministerrat in das Landesverzeichnis eingetragen und für die Aufnahme ins bundesweite Verzeichnis vorgeschlagen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der vier Chöre.
Eine Entscheidung, die auch den künstlerischen Leiter der Augsburger Domsingknaben freut: „Dass wir nun zum Immateriellen Kulturerbe gehören, ist eine großartige Auszeichnung, die uns motiviert, unsere Tradition mit Blick auf die uns anvertrauten Kinder weiter zu pflegen und auch in Zukunft lebendig zu halten“, so Domkapellmeister Stefan Steinemann.
Den Bewerbungsprozess für alle vier Chöre angestoßen hatte Barbara Schmidt-Gaden, Geschäftsführerin des Tölzer Knabenchores. Es ging ihr dabei darum, dass die Tradition und Bedeutung der wichtigsten Knabenchöre Bayerns öffentlich wahrgenommen und schriftlich festgelegt werde. In der Mitteilung heißt es dazu: „Jeder der vier Chöre legt durch seine musikalische Ausbildung mit spezifischer Chorstruktur, konkreter pädagogischer Arbeit und teils religiöser Ausrichtung die Grundlage für ein lebenslanges Interesse an Musik und Gesang – in Einzelfällen auch für eine musikalische Laufbahn. Alle vier bayerischen Knabenchöre stehen zudem für die musikalische Vielfalt Bayerns wie Deutschlands und sind für international renommierte Konzerte bekannt.“
Gemeinsames Reisen, Sich-Selbst-Organisieren und professionelles Auftreten auf der Bühne stärke Selbstbewusstsein als auch Selbstdisziplin der Kinder. Zugleich gehe es um Soziale Kompetenz und emotionale Intelligenz: Soft-Skills wie Teamfähigkeit und Respekt könne jedes Kind durch die von allen vier Chören betriebene Kulturform quasi im Vorbeigehen erlernen. Dass Knabenchören eine besondere Strahl- und Klangkraft zugeschrieben werde, liege in der Einzigartigkeit des Klangs der Knabenstimme begründet. Diese Besonderheit und historische Entwicklungen setzten eine Jahrhunderte alte Tradition in Gang.
Auch der bayerische Finanz- und Heimatminister Albert Füracker äußerte sich zu den insgesamt 13 neuen Eintragungen in das Verzeichnis: „Bayerns kulturelle Vielfalt ist einzigartig – hier verschmelzen Tradition und Moderne harmonisch zu einer optimalen Einheit. Durch den Erhalt und die Weitergabe unseres Immateriellen Kulturerbes schaffen wir einen Rahmen für sozialen Austausch, geben Stabilität in herausfordernden Zeiten und bauen Brücken zwischen Menschen und Traditionen. (...) „Die neuen Einträge in unserem Bayerischen Landesverzeichnis zeigen, wie sich unzählige Menschen für ihre lebendige Tradition und ihre Heimat einsetzen. Ihnen gebührt höchster Respekt und außerordentlicher Dank für ihren Einsatz für unsere Heimat Bayern!“
Seit 2003 stellt die UNESCO immaterielle kulturelle Ausdrucksformen in den Fokus der Öffentlichkeit. Überall auf der Welt sollen überliefertes Wissen und Können, das einen wesentlichen Bestandteil unserer Alltagskulturen ausmacht, als immaterielles Kulturerbe sichtbar gemacht sowie Maßnahmen unterstützt werden, die zur Erhaltung und Weiterentwicklung geeignet sind. Bis heute sind 180 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat. Neben dem Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes gibt es in Bayern ein eigenes Landesverzeichnis, das nun 82 Eintragungen enthält.