Gedenken

Worte des verstorbenen Papstes prägen den Trauergottesdienst im Dom

07.05.2025

Augsburg (pba). Im Rahmen des feierlichen Totengottesdienstes für den am Ostermontag verstorbenen Papst Franziskus am Mittwochabend stand vor allem dessen Plädoyer für eine synodale und missionarische Kirche im Mittelpunkt. Während der Predigt des durch Bischof Bertram geleiteten Pontifikalamtes wurden „Goldene Worte“ seines Lehramtes verlesen, die die Schwerpunkte des Pontifikats noch einmal in Erinnerung riefen.

In seiner Einführung betonte Bischof Dr. Bertram Meier, dass das Vermächtnis des Papstes sich auch im Titel seiner letzten Enzyklika widerspiegele: „Gott hat uns geliebt!“ Zwei Schwerpunkte aus dem Pontifikat betonte er ausdrücklich: die Etablierung der Synodalität innerhalb der Kirche und die Verkündigung des Evangeliums auch außerhalb der gewohnten Bahnen. Beides würde in der Kirche weiterwirken, so der Bischof. Wichtig sei Franziskus auch gewesen, dass sich die Kirche als „Pilger der Hoffnung“ nicht nur mit sich selbst beschäftige, sondern ganz konkret auf die Menschen zugehe. Daher hatte der Augsburger Bischof auch fünf päpstliche Lehrschreiben ausgewählt, durch die die Gedanken des verstorbenen Papst Franziskus durch das Vortragen noch einmal ganz konkret wurden.

Leitlinien für die Kirche

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2013 hatte der Papst in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ die Aufgabe der Kirche folgendermaßen beschrieben: „Die Kirche ist berufen, immer das offene Haus des Vaters zu sein. Eines der konkreten Zeichen dieser Öffnung ist es, überall Kirchen mit offenen Türen zu haben.“ So stoße einer, der Gott suche, nicht auf die Kälte der verschlossenen Tür. Auch die Türen der Sakramente dürften nicht aus „irgendeinem beliebigen Grund geschlossen werden“, so der Papst auch im Hinblick auf die Spendung der Taufe und den Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene. Auf den Punkt brachte er es mit der Formulierung: „Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade und nicht wie ihre Förderer. Doch die Kirche ist keine Zollstation, sie ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.“

Die päpstliche Sorge um Mensch und Umwelt

Im nachsynodalen Schreiben „Amoris Laetitia“ aus dem Jahr 2016 formulierte der Pontifex vor allem auch Leitlinien für das familiäre Miteinander. Gesten, die die freundschaftliche Liebe ausdrückten, müssten ständig gepflegt werden. „In der Familie ist es nötig, drei Worte zu gebrauchen: Darf ich?, Danke, und entschuldige.“

Wegweisend sei auch die 2015 erschienene Umweltenzyklika „Laudato si“ gewesen. Darin setzte sich der Papst dafür ein, dass eine innige Verbundenheit mit den anderen Wesen der Natur nicht echt sein könne, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, eine Sorge um die Menschen vorhanden sei. Ausdrücklich forderte er in dem Rundschreiben den Schutz der Armen und ein Engagement gegen das Aussterben bedrohter Tierarten. Alles sei miteinander verbunden, so Papst Franziskus. Daher forderte er auch eine Sorge um die Umwelt, die „mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft verbunden ist“.

Franziskus‘ Sicht auf Migration und die Barmherzigkeit

Predigt

In der Predigt ordnete Bischof Bertram fünf verschiedene Lehrschreiben des Papstes ein.

Vorgetragen wurde auch eine Passage aus der darauffolgenden Enzyklika „Fratelli tutti“ (2020), die die Themen Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft behandelt. Im Mittelpunkt der Abhandlung stand dabei die Überzeugung, „dass wir als Menschen Brüder und Schwestern sind“. Dies dürfe keine abstrakte Idee bleiben, sondern müsse konkrete Wirklichkeit werden. Damit einhergehend betonte der Papst, dass unnötige Migration vermieden werden könne, wenn man in den Herkunftsländern Bedingungen für ein „Leben ein Würde und Wachstum“ schaffe, sodass jeder die Chance auf eine ganzheitliche Entwicklung habe. Gerade hinsichtlich der zahlreichen politischen Debatten sei es „unsere Pflicht, das Recht eines jeden Menschen zu respektieren, einen Ort zu finden, an dem er sich auch als Person voll verwirklichen kann“. Migranten müssten von Christen aufgenommen, geschützt, gefördert und in der Integration unterstützt werden.

Das finale Lehrschreiben von Papst Franziskus vom Oktober 2024 trägt den lateinischen Titel „Dilexit nos“ – „Er hat uns geliebt“. Darin schreibt er, dass ein Mensch, der nicht weine, innerlich altere. Eine Reife erlange man durch einfacheres und innigeres Gebet. Durch die Gnade Gottes könne man sich selbst gegenüber konsequent, und den anderen gegenüber barmherzig sein.

Am Ende des Gottesdienstes forderte Bischof Bertram die Anwesenden zudem dazu auf, das beginnende Konklave durch das Gebet zu unterstützen. Die Vorfreude auf den neuen Papst dürfe die Katholiken auch geistlich prägen. Begleitet wurde der Gottesdienst musikalisch durch den Kammerchor der Augsburger Domsingknaben.

 Hintergrund:

Papst Franziskus, der die Katholische Kirche seit 2013 geleitet hatte, war am Ostermontag im Alter von 88 Jahren im Vatikan verstorben. Beigesetzt wurde das Kirchenoberhaupt in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore. Im Bistum Augsburg läuteten an seinem Sterbetag sowie vor Beginn des Requiems im Dom jeweils 15 Minuten lang die Glocken als Zeichen der Trauer. Am Nachmittag des 7. Mai hatte im Vatikan bereits das Konklave, also die Wahl des Nachfolgers, begonnen.

Katholisch1.tv hat den Gottesdienst zudem live übertragen. Die Aufnahme kann auf Youtube angeschaut werden.