Schöpfung bewahren

Den Kartoffeln beim Wachsen zuschauen

30.05.2025

Im Rahmen der „Kartoffelaktion“ konnten sich Anfang Februar Kindergärten, Schulen, Gruppen und Interessierte im Bistum Augsburg um ein Set Saatkartoffeln mit alten und vielfältigen Sorten bewerben. Das katholische Haus für Kinder St. Christophorus in Bobingen hat ein solches Päckchen erhalten und nun wurde eifrig gepflanzt. Maria Rösch hat den Kindern dabei über die Schultern geschaut.     

Gemeinsam mit ihren Erzieherinnen setzen die Kinder im Kinderhaus St. Christophorus in Bobingen die Saatkartoffeln in die Erde. (Fotos: Maria Rösch / pba)
Gemeinsam mit ihren Erzieherinnen setzen die Kinder im Kinderhaus St. Christophorus in Bobingen die Saatkartoffeln in die Erde. (Fotos: Maria Rösch / pba)

Der Lärmpegel ist hoch, die Aufregung groß, es heißt Jacke anziehen, Schuhe binden und Aufstellen im Zweierteam. Im Gänsemarsch und Hand in Hand trippeln die zehn Mädchen und Jungen des Kindergartens St. Christophorus in Bobingen an diesem Frühlingstag in den Garten hinter dem Haus. Dort, neben Spielturm, Wippe und Sandkasten, stellen sich die Kinder mit ihren beiden Erzieherinnen im Kreis auf der Wiese auf. Die morgendliche Sonne schickt ihre ersten wärmenden Strahlen, während Kindergartenpädagogin, Bayan Nadeni, das heutige Projekt des Tages erklärt. „Wir wollen uns mit dem Thema ‚Kartoffeln‘ beschäftigen. Die habt ihr alle schon mal gegessen, aber wisst ihr auch, wie Kartoffeln wachsen?“, fragt Nadeni in die Runde und zeigt auf ein Bild mit einer gemalten Kartoffelpflanze.

Wie insgesamt 130 andere Kindertageseinrichtungen, Schulen und Jugendgruppen im Bistum Augsburg nimmt das Bobinger Kinderhaus an der diesjährigen Kartoffelaktion teil. Als Mitmach-Projekt mehrerer Bistümer und Landeskirchen will die Aktion für die Bewahrung der Schöpfung, die Sortenvielfalt sowie für regionales und gemeinschaftliches Gärtnern begeistern.

„Wir machen heuer als Bistum bereits das dritte Mal bei der Kartoffelaktion mit. Ich freue mich sehr über die Begeisterung, die wir damit gerade auch in vielen Kitas fürs Gärtnern ausgelöst haben. Das ist auch unser Ziel: Etwas gemeinsam wachsen zu lassen und dabei zu lernen, wie vielfältig und wunderbar, aber auch wie schützenswert Gottes schöne Schöpfung ist“, sagt Karl-Georg Michel, Umweltbeauftragter im Bistum Augsburg und diözesaner Koordinator des Projekts.

Alte und farbige Sorten weisen auf Artenvielfalt hin  

Erzieherin Bayan Nadeni, hat den Kindern unterdessen bereits den genauen Pflanz- und Wachsvorgang der Knolle erklärt. Im Korb vor ihr spitzelt eine bunte Auswahl an Kartoffeln hervor: lila und rot, bläulich und klassisch gelb. Bei der Aktion sollen vor allem alte, farbige und unbekannte Sorten auf die Artenvielfalt hinweisen.

Mit einer kleinen Gartenhacke in der Hand führt die Erzieherin die Vorschulgruppe zum leicht erhöhten Pflanzbeet am Rande der Gartenanlage, nimmt eine Knolle mit kleinen Keimen in die Hand und setzt sie in die Erde. „Die grabe ich jetzt ein und wenn wir uns gut um sie kümmern, schaut dann bald eine grüne Pflanze heraus“, erklärt sie den Kindern, die gespannt zuschauen und nun reihum selbst eine Knolle pflanzen dürfen. Für die fünfjährige Monika ist es nicht das erste Mal, dass sie Gärtnerluft schnuppern darf: „Ich habe schon oft meinem Papa und Opa im Garten geholfen und war beim Ernten der Kartoffeln dabei. Es gibt feste und mehlige Kartoffeln“, erklärt sie stolz.

Einen achtsamen Umgang mit der Schöpfung vermitteln

Für die Erzieherin ist derlei Wissen nicht selbstverständlich. „Wir merken, dass die Kinder sehr wenig Bezug zur Umwelt haben. Viele wissen nicht, woher die Milch kommt und denken, die Pommes kommen eben aus dem Supermarkt.“ Die Natur- und Umweltthematik nehme deshalb einen wichtigen Stellenwert in der Kitapädagogik ein, schildert Nadeni. „Wir möchten den Kindern einen achtsamen Umgang mit der Schöpfung vermitteln. Sie sollen lernen, dass Pflanzen regelmäßige und sorgsame Pflege brauchen und auch Gottes Hilfe nötig ist. Ohne Sonne und Regen ist kein Wachstum möglich“, sagt die Erzieherin, die selbst aus Georgien stammt und dort die Nähe zur Natur, zur Garten- und Gemüsepflege, in die Wiege gelegt bekommen hat.

Ob mit einer Ernte im Herbst zu rechnen ist? Daran hat Bayan Nadeni aus Erfahrung der vergangenen Jahre wenig Zweifel. Die Kinder dürfen sich dann jedenfalls auf eine Belohnung freuen. „Aus den vielfältigen und farbigen Kartoffeln werden wir gemeinsam mit den Kindern etwas kochen. Pommes, Kartoffelbrei oder Suppe“, sagt die Erzieherin. Und egal, was am Ende auf den Teller kommt - bunt dürfte es allemal werden.