Seit 1956 lädt der Biberbacher Brauchtums- und Kameradschaftsverein immer am dritten Sonntag im Mai zur Landeswallfahrt in die Wallfahrtskirche St. Jakobus ein. Heuer fand diese im Rahmen des Jubiläumsjahres statt. Weihbischof Florian Wörner stand dem feierlichen Gottesdienst, an dem auch zahlreiche Soldatenvereine und Musikapellen teilnahmen, vor. In seiner Predigt betonte er, dass vom auferstandenen Christus der Friede der Welt ausgehe.
Bezugnehmend auf die zweite Lesung des Sonntags aus dem Buch der Offenbarung ging Wörner auf die Bedeutung der dort beschriebenen himmlischen Stadt ein. Dort existiere keine Not, keine Mühsal und keine Klage mehr. Der Grundstein dafür sei allerdings der Golgota-Felsen – das Opfer Christi, das auch in der frisch renovierten Wallfahrtskirche in Biberbach durch die Figur des „Herrgöttle“ im Zentrum stehe.
Mitbauen am Reich Gottes
„Wir sind alle Bewohner dieser Stadt, und gleichzeitig auch ihr Baumaterial“, so der Weihbischof. Gott wolle, dass die Gläubigen sich zu Verfügung stellten, um an diesem „Reich der Liebe“ mitzubauen. Hierfür benötige es aber die Formung durch den Heiligen Geist, der Ausdruck der göttlichen Liebe sei. Hin und wieder begegne man aber auch Menschen, die vielleicht nicht so sympathisch seien. „Ich sage immer, das sind dann ideale Werkzeuge dafür, dass wir in den Himmel kommen. Wir brauchen ja gewisse Herausforderungen, um das mit der Liebe zu trainieren“, sagte der Weihbischof gegen Ende seiner Predigt. Jeder und jede hätte sich zu fragen, wo er oder sie mitanpacken könne, dass diese himmlische Stadt – das Reich Gottes – im Sinne der Solidarität und der Nächstenliebe wachse.
Immer wieder wurde im Rahmen des Gottesdienstes auch an die gleichzeitig erfolgte Amtseinführung des neuen Papstes erinnert. Im Hinblick auf dessen Friedensgruß bei seinen ersten Worten nach der Wahl sagte der Weihbischof: „Was für ein Wort! In diesen turbulenten Zeiten, wo so viele dunkle Wolken da sind, ist in Rom weißer Rauch aufgestiegen.“
Rahmenprogramm zur Friedenswallfahrt
Bereits am Morgen fand mit den teilnehmenden Fahnenabordnungen ein Festzug zur Wallfahrtskirche statt. Nach dem feierlichen Gottesdienst zogen die Teilnehmenden auf den Kirchplatz, wo das traditionelle Totengedenken mit Kranzniederlegung und Salutschüssen abgehalten wurde. Weihbischof Wörner sprach ein Gebet für die Opfer der beiden Weltkriege und segnete das Mahnmal.
Im Anschluss folgte unter anderem ein Vortrag des NATO-Experten Brigadegeneral Ralph Meyer aus Brüssel zum Thema: „Die Regel des Hl. Benedikt – einsatzfähig in der Bundeswehr?“. Anwesend waren neben hohen Militärs auch Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik, darunter der Bundestagsabgeordnete Christoph Schmid, der Landtagsabgeordnete Anton Rittel sowie Landrat Martin Sailer. Die musikalische Gestaltung oblag dem Blasorchester Biberbach und der Musikvereinigung Welden.
Der Ursprung des Wallfahrtsortes
Das Jubiläumsjahr in Biberbach soll eine Einladung zur Begegnung mit dem Herrgöttle sein. Das Kruzifix, das auch das Zentrum der Wallfahrt bildet, befindet sich seit 1525 in dem Ort. Damals ereignete sich das sogenannte „Gespannwunder“. Pfarrer Ulrich Lindl berichtet: „Reformatorische Christen in Oberschwaben haben das Kreuz aus der Zeit um 1220 aus ihrer Kirche entfernt und in den Straßengraben geworfen. Ein katholischer Fuhrmann wollte es in Sicherheit bringen und lud es der Legende nach auf seinen Pferdekarren. In Biberbach weigerten sich die Tiere weiterzugehen und setzten sich erst wieder in Bewegung, als das große Kreuz abgeladen war.“
So habe es sein neues Zuhause gefunden. 1697 stellte man es am heutigen Ort auf. Im Zuge der aktuellen 130 000 Euro teuren Innensanierung, die auch eine Rekonstruktion des barocken Hochaltars beinhaltete, wurde es für die bessere Sichtbarkeit nach vorne versetzt.