Wallfahrt zum seligen Max Josef Metzger

Grundtöne seines Lebens zum Klingen bringen

17.05.2025

Es ist Samstagabend kurz vor 18.30 Uhr, der Himmel leichtbewölkt, die frühsommerliche Sonne bricht immer wieder durch. Die Glocke der Pfarrkirche St. Clemens im südlichen Meitinger Gemeindeteil Herbertshofen schlägt zur halben Stunde. Während dutzende Wallfahrerinnen und -wallfahrer aus dem Dekanat Augsburg-Land bereits an diesem Ort vorbeigezogen sind und seit nun mehr als drei Stunden rund um Meitingen sich von geistlichen Impulsen stärken lassen, gemeinsam singen und beten, sammelt sich in der Kirche eine Gruppe von weiteren Gläubigen. Zusammen mit dem Meitinger Pfarrer Gerhard Krammer und Diakon Andreas Martin, dem Leiter der diözesanen Pilgerstelle, feiern sie eine Andacht zu Beginn ihrer kurzen Wallfahrt. Beide Gruppen eint an diesem Tag ein gemeinsames Ziel: sie machen sich auf die Spuren des seligen Max Josef Metzger.

Sich einem neuen Seligen pilgernd nähern: Max Josef Metzger fand nach seinem Märtyrertod seine letzte Ruhestätte in Meitingen, auf dem Gemeindefriedhof nahe der Pfarrkirche. (Fotos: Nicolas Schnall / pba)
Sich einem neuen Seligen pilgernd nähern: Max Josef Metzger fand nach seinem Märtyrertod seine letzte Ruhestätte in Meitingen, auf dem Gemeindefriedhof nahe der Pfarrkirche. (Fotos: Nicolas Schnall / pba)

Um kurz nach 19 Uhr setzt sich die mehrköpfige Gruppe – an der Spitze der Kreuzträger und eine Abordnung des diözesanen Mesnerverbands - in Bewegung, um die rund zweieinhalb Kilometer Richtung Norden unter die Füße zu nehmen. Gegen 19.45 Uhr erreichen die Frauen und Männer den Friedhof der Marktgemeinde, wo sich das Grab des seligen Priesters Max Josef Metzger befindet - auf den Tag ein halbes Jahr nach dessen Seligsprechung.

Die Wallfahrt unter dem Motto „Friede dem Fernen und dem Nahen“ lockte nicht nur Jung und Alt aus dem Augsburger Land, sondern auch Gläubige aus den verschiedenen Regionen des Bistums an dessen letzte Ruhestätte, wo die Wallfahrergruppen während einer Statio um die Fürsprache Metzgers beteten. Höhepunkt am Abend war der feierliche Gottesdienst mit Bischof Bertram in der festlich geschmückten und gut gefüllten Meitinger Pfarrkirche St. Wolfgang. Das Gotteshaus ist nur einen Steinwurf von der Grabstätte entfernt.

Hier konfrontierte Bischof Bertram die Pilgerinnen und Pilger mit Blick auf das Innehalten am Grab mit einer existenziellen Frage: „Könnte ich so leben wie Max Josef Metzger und hätte ich den Mut, so zu sterben wie er?“ Eine Antwort darauf hatte der Bischof auch gleich parat und formulierte sie deutlich: „Keiner von uns ist Max Josef Metzger und muss es auch nicht sein.“ Doch er empfahl den anwesenden Gottesdienstbesuchern, seinen Spuren, die er in dieser Welt hinterlassen hat, zu folgen und drei „Grundtöne“ seines Lebens und Sterbens in uns zum Klingen zu bringen: „Liebe, die sich hingibt, Hoffnung, die auf Gott vertraut und Treue, die gegen alle Widerstände fest im Glauben steht.“

Geprägt habe Max Josef Metzger die liebende Hingabe wie sie Jesus selbstlos und mit ganzer Existenz bis zu seinem Kreuzestod vorgelebt hat. Bischof Bertram: „Er setzte sein Leben ein aus Liebe zu Gott, zu den Menschen und zur Kirche. Er, der katholische Priester, erkannte: Wahre Liebe bedeutet, das eigene Leben hinzugeben – für andere, für Versöhnung und Frieden. Diese Hingabe kostete ihn schließlich das Leben.“ Um sich diesem Leben Metzgers zu nähern, dürfe sich unsere Liebe nicht allein im zueinander nett sein erschöpfen, sondern schließe unsere Gedanken, Kraft und Lebenszeit mit ein. „Liebe ist keine Floskel, sondern konkretes Leben“, so der Bischof.

Ein Leben, das der Priester und Streiter für den Frieden aus der Hoffnung auf Gottes Reich führte. Er habe daran geglaubt, dass Gott heute schon in dieser Welt sein Reich des Friedens, der Gerechtigkeit und der Wahrheit errichten wolle und am Ende der Zeiten alles zum Guten führen werde. „Diese Hoffnung gab ihm Kraft, seinen Beitrag zu leisten, dass Gottes Reich in diese Welt komme“, betonte Bischof Bertram und erwähnte dabei unter anderem Metzgers Pläne für einen weltweiten Frieden schon während des ersten Weltkriegs.

Um dem Vorbild des Seligen zu folgen, müsse in uns dieser hoffnungsvolle Grundton erklingen. Denn trotz aller Krisen unserer Zeit dürften wir darauf vertrauen: „Das letzte Wort hat nicht das Böse, nicht der Tod, sondern Gott“, zitierte der Bischof sinngemäß die Worte des neuen Papstes bei dessen erster Ansprache auf der Loggia des Petersdoms. Diese zu tiefst christliche Hoffnung könne uns beflügeln daran mitzuwirken, damit sich Gottes Reich immer mehr ausbreitet und in dieser Welt stärker durchsetzt.

Als dritten Grundton führte Bischof Bertram der Wallfahrerschar die Treue vor Augen. Schon die Apostel mussten früh erfahren, dass der Weg des Glaubens kein Spaziergang, sondern oft auch beschwerlicher Kreuzweg sei. Bedrängnissen, Widerständen und Leid galt es standzuhalten, um das Ziel zu erreichen. Auch Max Josef Metzgers Leben sei davon gezeichnet gewesen. Und dennoch: „Trotz mehrfacher Verhaftungen und massiver Drohungen blieb er seinem Glauben und Gewissen treu. Als ihn die Gestapo vor den Volksgerichtshof stellte, bekannte er sich mutig zu Christus.“ Mit Blick auf dieses Leben voller Treue ermutigte der Bischof dazu, aktuellen Herausforderungen und Widerständen mit Mut und festem Glauben zu begegnen. Das Zeugnis Max Josef Metzgers stärke uns dabei den Rücken.

 

Biografisches

Der neue Selige wurde am 3. Februar 1887 im badischen Schopfheim bei Lörrach geboren und 1911 für das Erzbistum Freiburg zum Priester geweiht. Im Ersten Weltkrieg war er als Divisionspfarrer an der Front tätig; die dort gemachten Erfahrungen veranlassten ihn, sich dem radikalen Pazifismus zuzuwenden. Bereits ein Jahr nach Kriegsende gründete er vor diesem Hintergrund das der Friedensarbeit gewidmete Christkönigsinstitut, das sich seit 1928 in Meitingen im Bistum Augsburg befindet.

In vielen Dingen war Metzger seiner Zeit voraus. So war ihm schon vor den Umwälzungen des 2. Vatikanischen Konzils auch die Ökumene ein Herzensanliegen. In der Bruderschaft „Una Sancta“ pflegte er engen Kontakt mit evangelischen Gläubigen, hielt Briefkontakt zu zahlreichen evangelischen Geistlichen und lud immer wieder zu ökumenischen Gesprächen ein.

Schon bald nach der nationalsozialistischen Machtübernahme geriet der Priester in das Visier der Gestapo, die ihn mehrmals aufgrund seiner Friedensarbeit und seine demokratischen Überzeugungen inhaftierte. 1943 wurde er endgültig verhaftet, nachdem er einem schwedischen Bischof einen Brief über die erhoffte demokratische Neuordnung Deutschlands schickte und dieser abgefangen wurde. Nach einem Schauprozess, während dem er selber nicht zu Wort kam, wurde er 1944 als Hochverräter zum Tode verurteilt und am 17. April im Zuchthaus von Brandenburg-Görden durch das Fallbeil hingerichtet. Das Urteil wurde postum erst im Jahr 1997 aufgehoben.

Seine letzte Ruhestätte fand Metzger 1968, nach mehreren Umbettungen, auf dem Friedhof in Meitingen. Auf seinem Grabstein steht der Ausspruch: „Ich habe mein Leben Gott angeboten für den Frieden der Welt und die Einheit der Kirche.“

Am 17. November 2024 wurde der Priester und Pazifist Max Josef Metzger (1887-1944) im Freiburger Münster seliggesprochen.

Im Vorfeld der Wallfahrt führte die Katholische SonntagsZeitung ein Interview mit Ludwig Rendle, dem früheren Leiter der Hauptabteilung schulischer Religionsunterricht, der im Ruhestand eine Doktorarbeit über den von den Nazis hingerichteten Märtyrer schrieb.

Mehr über den seligen Max Josef Metzger erfahren Sie zudem auf der Bistumsseite in der Rubrik „Heilige des Tages“.