Der Ruhestandsgeistliche, langjährige Militär- und Auslandsseelsorger sowie Kurseelsorger Pfarrer Franz Neumair ist am Freitag, 23. Mai, im Alter von 96 Jahren verstorben. Er wurde am 2. April 1929 in Bad Grönenbach geboren und am 22. Mai 1955 zum Priester geweiht. Bischof Dr. Bertram Meier würdigte den Verstorbenen als einen „Globetrotter“, der gleichzeitig auch ein echter Missionar gewesen sei.
Die Würdigung des Bischofs im Wortlaut: „Einen Tag nach seinem 70. Priesterjubiläum ist Pfarrer Franz Neumair von uns gegangen. Sein priesterliches Wirken war vom Ziel geprägt, das Evangelium weit über die klassischen Pfarreigrenzen hinaus in Bereiche zu tragen, in denen Menschen auf die Frohe Botschaft warten. So wirkte er als Militärpfarrer in Kempten, ehe er als Seelsorger für die deutschsprachige Gemeinde in Rio de Janeiro (Brasilien) freigestellt wurde. Nach seiner Rückkehr aus Südamerika wirkte er als Kurseelsorger in Oberstdorf und brachte sich – solange er konnte – in der Pfarreiengemeinschaft Oberstdorf ein. Mit Pfarrer Neumair verliert das Bistum Augsburg einen Priester, der als wahrer ‚Globetrotter‘ ein echter Missionar war und die Menschenfreundlichkeit Gottes bezeugte. Der Herr lohne ihm seine Mühen.“
Vom Allgäu an den Zuckerhut
Ein Rückblick auf Franz Neumaiers langes Leben: Nach dem Besuch des Gymnasiums in Dillingen entschied sich der junge Unterallgäuer dazu, ins Priesterseminar einzutreten. Zum Abschluss des Studiums erhielt er noch deutlich vor Beginn des 2. Vatikanischen Konzils aus den Händen von Bischof Joseph Freundorfer am 22. Mai 1955 zusammen mit drei weiteren Mitbrüdern die Priesterweihe. Kurz darauf wurde er als Kaplan nach Füssen geschickt. Am 1. September 1958 übernahm er die Kaplansstelle in St. Ulrich und Katharina in Landsberg.
Wegweisend war dann seine Berufung zum Militärpfarrer an der Artillerie-Kaserne in Kempten im Jahre 1961. Die Etablierung der erst 1955 begründeten Bundeswehr erlebte er so hautnah mit. Im Gegensatz zu den meisten Priestern übernahm er nie die Leitung einer Bistumspfarrei. 1969 erklärte er sich nämlich bereit, als Priester die deutschsprachige Gemeinde im brasilianischen Rio de Janeiro zu betreuen. Nach sieben Jahren in Südamerika zog es ihn noch für ein weiteres Jahr zur deutschsprachigen Gemeinde in die griechische Hauptstadt Athen. Brasilien blieb er sein Leben lang verbunden. 1990 gründete er in Niteroi bei Rio de Janeiro das Waisenhaus Lar da Crianca Padre Franz Neumair. Über seine Arbeit als Waisenhauspfarrer existiert auch ein Videobeitrag von katholisch1.tv.
Die Kurseelsorge als neues Arbeitsfeld
Erst im Herbst 1977 kam er wieder zurück in sein heimatliches Bistum, wo er die Kurseelsorge in Oberstdorf übernahm und als Aushilfspriester in Obermaiselstein wirkte. Im Sommer 1998 wurde er emeritiert, war aber bis ins Jahr 2010 der Pfarrei in Oberstdorf offiziell adskribiert. Bis ins hohe Alter half er in dem ihm wichtig gewordenen Kurort in der Seelsorge aus. Mitten in der Zeit der Coronapandemie konnte er 2020 dankbar auf 65 Jahre Priestertum zurückblicken. Seinen Lebensabend verbrachte er im Oberstdorfer BRK-Seniorenheim, wo er 2024 auch seinen 95. Geburtstag feierte.
Neben seiner Tätigkeit als Priester verfasste Franz Neumair auch verschiedene Bücher. Autobiographisch beschrieb er in „Wie aus einem Allgäuer Lausbub ein Pfarrer wurde“ und „Vom Zuckerhut zum Nebelhorn“ sein eigenes Leben. Weitere Bücher beschäftigen sich mit biblischen Erzählungen sowie mit seiner allgäuischen Heimat.
Abschied von Pfarrer Neumair
Am 22. Mai konnte er noch den 70. Jahrestag seiner Priesterweihe feiern. Tags darauf ist er im Krankenhaus in Immenstadt verstorben. Ein Satz aus dem Tagesevangelium seines Sterbetages, dem Freitag der 5. Osterwoche, liest sich wie ein Schlussfazit seines Lebens: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.“ (Joh 15,16)
Das Requiem findet am Mittwoch, 4. Juni, um 13 Uhr in der Stiftskirche St. Philippus und Jakobus in Bad Grönenbach statt. Bereits um 12 Uhr wird ebendort der Rosenkranz gebetet. Pfarrer Neumair wird auf seinen Wunsch hin im Anschluss im Priestergrab seines Heimatortes beigesetzt. Der Gedenkgottesdienst in Oberstdorf wird am Donnerstag, 5. Juni 2025 um 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist gefeiert.
Der Herr vergelte ihm seine treuen Dienste und schenke ihm die ewige Ruhe.
Wir bitten um das Gebet für den Verstorbenen.